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1. Theil 3 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. eines damaligen Professors in Wittenberg hervor. „Wer kennt nicht",-schreibt er unter anderem, „deine ausgezeichnete Tugend?. Wem sind die herrlichen Eigenschaften deines Gemüths unbekannt? Du maltest einst in Oestreich Trauben auf den Tisch so natürlich, daß in deiner Abwesenheit eine Elster stets hinflog, und wegen der Täuschung erbost mit Schnabel und Klauen das neue Kunstwerk zerhackte. Du hast zu Koburg einen Hirsch gemalt, welchen fremde Hunde, so oft sie ihn sehen, anbellen. Was soll ich erst von jenem wilden Schweine sagen, welches unser großmüthiger Fürst dem Kaiser zum Geschenke machte, und welches du nach deiner Gewohnheit so künstlich gezeichnet hast,' daß ein Jagdhund bei dessen Anblicke wegen der über den ganzen Körper verbreiteten Stachelborsten anfangs mit einem ungeheueren Gebelle tobte, bald aber die Flucht ergriff. Als die Fürsten dich im letzten Sommer nach Niederländ, bloß um mit deiner Geschicklichkeit zu prahlen, gesendet hatten, hast du gleich beim ersten Eintritt in das Gasthaus eine von der Pfanne abgelöschte Kohle ergriffen, und das Bildniß Kaiser Maximilians so natürlich auf die Wand gezeichnet, daß es von allen erkannt und bewundert wurde. Unfern redlichen Fürsten Johannes hast du so vortrefflich gemalt, daß die Einwohner von Lochau beim Eintritt in die Burg, wenn sie durch das Fenster einen Theil des Gemäldes sahen, von Ehrfurcht ergriffen, das Haupt entblößten und die Kniee beugten. Zu Torgau hast du Hasen, Fasanen, Pfaue, Rebhühner, Enten, Wachteln, Krammetsvögel und verschiedenes anderes Flügelwerk der Art aufgehängt, welche einst der Graf Schwarzburg, als er sie sah, hinauszubringen befahl, damit sie nicht übel röchen, und da er sich vom Fürsten ausgelacht sah, trat er sogleich näher, und betheuerte eidlich, es sei wenigstens ein Flügel einer lebendigen Ente gewesen. Wie die alten Maler sich durch eine besondere Freundlichkeit auszeichneten, so bist du sehr höflich, beredt, freigebig, menschenfreundlich und verbindlich." Dies wurde geschrieben, als Lukas 38 Jahre alt war. Er hinterließ einen Sohn, Lukas Erauach den Jüngern, auch einen braven Maler, der aber doch nicht das große Talent seines Vaters besaß. Nur um ein Jahr älter war Albrecht Dürer. Er stammte aus Ungarn her; sein Großvater war da Goldarbeiter gewesen. Dieselbe Kunst trieb auch sein Vater, der sich in Nürnberg niederließ. Albrecht war der älteste Sohn seiner Aeltern, die nach ihm noch 17 Kinder hatten. Er wurde 1471 in Nürnberg geboren

2. Theil 3 - S. 87

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn. 87 Holbein genannt worden ist und der nun mit der größten Heiterkeit den Todesweg ging. Dann hob Heinrich auch die Klöster auf und hätte dabei große Summen gewinnen können, wenn hierbei nicht so verschwenderisch verfahren und die meisten geistlichen Güter verschleudert worden wären. Daher sagte Kaiser Karl V. mit Recht: „Der König von England hat' die Henne todtgeschlagen, welche ihm die goldenen Eier legte;" denn nun fielen die reichen Abgaben weg, welche er bisher jährlich von den Klöstern und Stiftern erhoben hatte. Anna Boleyn hatte dem Könige indessen eine Tochter geboren, die nachher so berühmt gewordene Elisabeth. Aber noch war Heinrich kaum drei Jahre in Anna's Besitze, als er auch ihrer schon überdrüßig war und auf eine dritte, Johanna Seymour (sprich Simour), eine Hofdame der Anna, feine Neigung gerichtet hatte. Darauf hatten die Feinde der guten Anna lange gewartet. Feinde hatte sie, so freundlich und herablassend sie auch gegen jedermann war, genug, weil viele ihr ihren hohen Stand nicht vergeben konnten, und ihres Bruders Frau war die giftigste darunter. Diese erfüllte des Königs argwöhnisches Herz mit solcher Eisersucht, daß er die Anna zu verderben fest beschloß. Die Eifersucht brach aus, als ihr bei einem Turniere ihr Taschentuch entfiel und ein junger Höfling es ihr aufnahm. Anna hatte nämlich einen höchst muntern, heitern Sinn, so daß sie sich bei allem, was sie that, nichts Arges dachte; dabei war sie so weit entfernt von Hochmuth, daß sie mit allen, die sonst ihres Gleichen gewesen waren, eben so freundlich und zutraulich wie ehedem umging. Das alles hinterbrachte die schändliche Roch eso rd (sprich Roschsohr) dem Könige; jede freundliche Miene, jedes milde Wort, jede gutthätige Handlung wurde der Armen als Verbrechen gedeutet. Der König konnte ihr nicht vergeben, daß sie sich erlaubte, mit Leuten, die unter ihr ständen, ein freundliches Wort zu sprechen; sein Stolz fühlte sich aufs tiefste beleidigt, und ohne Verhör wurde sie plötzlich ergriffen und in den Tower geführt. Als sie das Gefängniß betrat, fiel sie auf ihre Kniee nieder, rief Gott zum Zeugen ihrer Unschuld an und bat ihn, sie so gewiß selig zu machen, als sie unschuldig sei. Hier zeigte sich wieder, wie an Höfen nur dem Glücklichen die allgemeine Gunst sich zuwendet. Kaum war Anna in Ungnade gefallen, als alle ihre bisherigen Verehrer und Freunde ihr den Rücken zuwandten, und nur ein einziger fand sich, der es wagte, für sie beim Könige zu sprechen.

3. Theil 3 - S. 359

1880 - Stuttgart : Heitz
Entstehung des nordamerikanischen Freistaats. 359 beibehalten, und das war manchen ein Gräuel, die da meinten, man müsse die christliche Kirche ganz von diesen Gebräuchen reinigen, die Jesus nicht angeordnet habe; diese Leute hießen Puritaner. Da sie aber von der herrschenden Kirche verfolgt wurden, so wanderten viele aus und wandten sich nach Amerika, indem sie es vorzogen, Wälder zu lichten und Wüsteneien urbar zu machen, als -ihren Glauben aufzugeben. Ihnen folgten bald andere, welche theils den Unruhen der Revolutionszeit unter Karl I. entgehen, theils die Freiheit ihres Glaubens nach den Wäldern Amerikas retten wollten: Katholiken, Quäker*) und andere. Unsäglich waren die Mühseligkeiten, welche die Armen im Kampfe mit dem Klima, den wilden Menschen und Thieren und mit dem dichtbewaldeten Boden auszustehen hatten; aber so viele ihrer auch starben, so kamen doch immer neue Ansiedler, so daß das Land immer bevölkerter wurde und nach und nach Städte entstanden. Die ersten Colonisten hatten sich in Virginien niedergelassen, die späteren bauten sich nördlicher an und nannten das Land Neu-England. Doch wollten anfangs die Colonien nicht recht gedeihen. Erst nach dem Protector Cromwell nahm der Anban sichtbar zu. Es vermehrten sich die Ankömmlinge so schnell, daß mehrere Provinzen angebaut wurden: Nenyork, Neujersey, Carolina, Rhode-Jsländ (sprich Rhodeiländ), Connecticut (sprich Cannecticot) und Massachusetts (sprich Mässätschusetts), und unter den neuen Ansiedlern waren viele geschickte Fabrikanten, die ihre Kunstfertigkeit dem neuen Vaterlande zuwandten. Da England von dem Handel mit diesen Colonien vielen Vortheil hatte, so ertheilten die Könige jenes Landes den Provinzen von Neu-England große Freiheiten. Namentlich erhielten sie das wichtige Recht, sich selbst Abgaben auflegen zu können und nach ihren eigenen Gesetzen zu leben, und es wurde ihnen versprochen, mit den Engländern völlig gleiche Rechte zu behalten, als wenn sie in England geblieben wären. Anfangs hatten sich die verschiedenen Glaubensgenossen auch in Neu-England verfolgt; endlich aber sahen sie ein, daß das ihrem eigenen Vortheile zuwider wäre, und ein schöner Geist der Duldung *) Eine um 1650 in England entstände Sekte. Sie behaupten die Fortdauer göttlicher Eingebungen und Offenbarungen, welche sie über das Ansehen der Bibel stellen. Sie selbst nennen sich „Freunde". Ihr Gottesdienst ist höchst einfach; eigentliche. Geistliche haben sie nicht; wer sich berufen fühlt, tritt als Prediger auf. Ihre Versammlungssäle sind ohne allen Schmuck, ja selbst ohne Altar und Kanzel.

4. Theil 2 - S. 317

1880 - Stuttgart : Heitz
Colombo's zweite Reise. 317 besonders von Colombo, der nun mit inniger Freude die Aussicht vor sich hatte, die Früchte seiner wichtigen Entdeckung einzuernten. Es waren 17 Schiffe zusammengebracht. Auf ihnen schifften sich an 1500 Menschen ein; denn Ferdinand wollte in der neuen Welt eine Colonie anlegen lassen. Daher gingen Maurer, Zimmerleute, Tischler, Bergleute und viele andere Handwerker mit; n auch viele Soldaten, darunter 20 Lanzenreiter und mehrere Ordensgeistliche, wurden mitgenommen, um durch Milde oder Gewalt die Indianer zum christlichen Glauben zu bekehren. Es meldeten sich viele Menschen zum Mitfahren; denn man machte sich eine übertriebene Vorstellung von den dort liegenden Schätzen. Viele glaubten, man brauche sich nur zu bücken, um ganze Säcke mit Gold zu füllen. Ein großer Theil mußte zurückgewiesen werden; doch schlichen sich mehr ein, als der König eigentlich bestimmt hatte. Am 25. September 1493 ging die ansehnliche Flotte, von den guten Wünschen der Zurückbleibenden begleitet, vor Tagesanbrüche von Cadiz aus unter Segel. Colombo fuhr wieder über die c(metrischen Inseln, hielt sich dann aber mehr südwestwürts, und entdeckte nach einer glücklichen Fahrt eine Insel, die er Dominica nannte, weil es gerade Sonntag war. Es war eine von der Inselgruppe, welche man nachher die kleinen Antillen nannte. Auch hier fand er eine herrliche Natur, einen reichen Pflanzenwuchs und schönbelaubte Bäume, in deren Zweigen Schaa-ren von Papageien umherflatterten. Auf seiner weitern Fahrt entdeckte er viele andere Antillen, Mariegalante, Guadeloupe, Santa Maria, Antigua, S. Martin, Santa Cruz und die virginischen Inseln. Ueberall war die Natur gleich schön, aber auf allen traf man eine wilde Menschenart an, die sich selbst Caraiben nannte. Die Spanier stiegen hier und da aus. Einige, welche aus Guadeloupe ein von den Einwohnern verlassenes Haus untersuchten, fanden darin mit Schaudern abgenagte Menschenknochen, Schädel, die zu Gefäßen gebraucht wurden; ja, in einem Kochtopfe lagen selbst noch Köpfe und Glieder frischgetödteter Menschen, deren Fleisch mit dem Fleisch der Thiere zusammen gekocht wurde. Alle diese Wilden nahmen die Flucht vor den Spaniern, nur einige Weiber und Kinder kamen herbei; von jenen erfuhr man durch Dolmetscher, daß sie von den benachbarten Inseln mit ihren Männern durch die Caraiben geraubt wären. Die Männer wären bereits geschlachtet, und ihre Kinder würden gemästet, um nachher an den Volksfesten auch geschlachtet

5. Theil 1 - S. 2

1880 - Stuttgart : Heitz
2 Alte Geschichte. 1. Periode. Vorwelt. und Bergen emporsteigen ließen. Wenn wir daher auf hohen Bergen Muschellager finben, so folgt baraus nicht, daß b^ Meer diese Berge sonst bedeckt habe, fonbern wohl mehr, daß die Muscheln mit dem Boben in die Höhe gehoben worden find. Es giebt kein . Gebirge, auf welchem man nicht häufige Spuren des frühem Da-feins des Meeres entdeckte. Aber je älter die Steinarten find, desto mehr weichen die darin gefundenen Muscheln von den jetzt noch vorkommenden ab. Dabei kommen sie in solcher Menge vor, daß ganze Berge aus ihnen zu bestehen scheinen. Matt findet z. a in der Schweiz auf dem Pilatusberge am Vierwalbstäbterfee in einer Höhe von mehr als 8000 Fuß eine so ungeheure Menge von Muscheln cmfgethürmt, daß die ganze Spitze baraus besteht. Meist liegen sie hier, sehr fonberbar, familienweise beisammen und nur hier und ba wilb und ungeordnet durcheinander. Auch die Gebirge Italiens, Frankreichs, Spaniens, Deutschlands und anderer Sander Europas finb so mit Muscheln besäet, daß es leichter wäre, die Gegenden zu bezeichnen, wo sie nicht find, als die, wo sie gefunden werden. In Amerika finden sich ans den Cordilleras in einer Höhe von 15,000 Fuß Muscheln in ungeheuerer Menge. Der Boben der Antillen besteht fast nur aus versteinerten (Schal-thieren. Nach neueren mikroskopischen Untersuchungen bestehen bte Äalf; und Kreibegebirge ganz aus den Schalen kleiner Muschel: thierchen, die dem unbewaffneten Auge völlig unsichtbar finb,*) und eben so finb viele Saub- und Kieslager nichts als die Ueber-refte der Panzer kleiner, unsichtbarer Infusorien. ^ ^er noch mehr ziehen uns die Ueberreste vierfüßiger Thiere der Vorwelt an, obgleich ihre noch jetzt hier und ba aufgefunbenen Gebeine nicht so zahlreich sittb. Diese Thiere können erst entstanben fein, nachdem durch die Hebung der Gebirge das Meer gezwungen worden war, sich in feine jetzigen Grenzen zurückzuziehen. Die gefundenen Ueberreste gehören entweber ganz unbekannten Thier-geschlechtern an, von betten jetzt keine Art mehr vorhanben ist; ober solchen, die jetzt noch, aber in weit geringerer Größe, gefunden werben; ober enblich solchen, die noch jetzt vorkommen. Am merkwürbigsten sittb natürlich die Beiben ersteren Klaffen, die noch einer uns ganz fremben Vorwelt hinweisen und die stummen o^ugen bev Daseins einer Zeit finb, in welcher es zwar noch keine *) Gtne mit Kreideüberzug versehene Visitenkarte enthält viele Tausende solcher

6. Theil 1 - S. 3

1880 - Stuttgart : Heitz
Vorwelt. 3 Menschen gab, die Erde aber schon mit mannigfaltigen Thierarten, und zwar zum Theil von ungeheuerer Größe, bevölkert war. In Sibirien, an den Strömen Ob, Jenisei und Lena, findet man eine so große Menge Stoßzähne einer großen Elephantenart (Mammuth), daß mit diesem ausgegrabenen Elfenbein ein bedeutender Handel getrieben wird. In Deutschland hat man bei Cannstatt (Württemberg), Burgtonna (Thüringen), Tiede (Braunschweig) und an anderen Orten große Lager ungeheuerer Stoßzähne von ähnlichen Thieren in der Erde gefunden. Es fällt dabei auf, daß diese Knochen in solcher Menge bei einander liegen, als wären sie absichtlich dorthin begraben worden. Bei Paris im Montmartre hat man Knochen gefunden, die einem Thiere, welches dem Nashorn oder Tapir zu vergleichen ist, gehörten; in Irland ein Rennthiergerippe, dessen Geweihe von einer Spitze zur andern 14 Fuß maßen; bei Mastricht einen riesenhaften Krokodilskopf; in Italien einen Büffelskopf, dessen Hörner an der Wurzel zwei Fuß von einander entfernt waren. An einem andern Orte hat man das Gerippe eines Thieres entdeckt, welches 18 Fuß lang war, also länger als alle jetzt lebende Landthiere (Mastodon). Sein Bau hatte mit dem des Tapirs am meisten Aehnlichkeit, es lebte in süßem Wasser, sraß Pflanzen und hatte im Unterkiefer zwei ungeheuere, nach unten gebogene Stoßzähne, deren es sich zum Ausreißen von Wurzeln der Wasserpflanzen, wohl auch, um sich damit aufs Land zu ziehen, bedient haben mag. Bei Buenos Apres in Südamerika fand man 1789 hundert Fuß unter der Erde ein riesenhaftes ©Met, welches eines der ältesten aller Fossilienskelette sein dürfte. Es ist 14 Fuß lang und 7 Fuß hoch und war einem Thiere eigen, welches zur Familie der Faulthiere gehört haben muß. Seine Plumpheit war ungeheuer, und das Mißverhältniß seiner Theile so groß, daß gegen seine Ungestalt das Rhinoceros zierlich, der Elephant leicht und das Flußpferd wohlgestaltet erscheinen würde. Sein Kopf war klein und unbedeutend, der Körper vorn niedriger als hinten; es trat mit den ganzen Tatzen auf, die vorn mit Krallen versehen waren. Es war unter allen Thieren, wenn auch nicht das größte, doch das plnmpeste, lebte wahrscheinlich in Höhlen und nährte sich von Wurzeln und Knollen. Bei Oxford wurden die Knochen einer ungeheuern Eidechse gefunden, die 7 Fuß hoch und 40 Fuß lang gewesen zu sein scheint. Besonders merkwürdig ist die große Fischeidechse, die man hier und da in Kalklagern gefunden hat. Sie hatte die Schnauze eines Delphins mit den Zähnen (manchmal

7. Theil 1 - S. 4

1880 - Stuttgart : Heitz
4 Alte Geschichte. 1. Periode. Vorwelt. an 180) eines Krokodils, den Kopf einer Eidechse mit den Wirbeln eines Fisches, und statt der Füße vorn und hinten gewaltige Flossen. Sie gehörte zu den Amphibien, lebte stets im Wasser und nährte sich von Fischen und anderen Wasserthieren. Hinten hatte sie einen langen gewaltigen Schwanz. Besonders riesenhaft war der Rachen und das Auge. Das letztere war so eingerichtet, daß es abge- plattet und abgerundet werden konnte, um bald in die Nahe, bald in die Ferne zu schauen. 1843 wurde im nordamerikanischen Freistaate ein Exemplar von 70 Fuß Länge gefunden. Auch gab es solche Eidechsen oder Saurier mit einem langen, schlangenartigen Halse; ebenso fliegende Saurier, deren flügelartige Gliedmaßen, wie bei den Fledermäusen, aus einer faltigen Haut gebildet waren. Sehr merkwürdig sind die Höhlen im mnggendorfer Thal in Nord- baiern. Eine davon, die gailenreuther Höhle, besteht aus sechs bekannten und mehreren unbekannten Abtheilungen. Alle enthalten eine Menge Knochen von Thieren der Urwelt; manche liegen schichtenweise in den Gesteinen, andere lose am Boden, noch andere in Tropfstein eingeschlossen. Je tiefer man in die Höhle eindringt, desto stärker wird der Modergeruch, und tritt matt in die fünfte, so kommt ein förmlicher Aasgestank dem Eindringenden entgegen. Hier liegt eine 5—6 Fuß tiefe Schicht von schwarzer Modererde, die durch die Verwesung vieler tausend wilder Thiere entstanden ist. Diese Thierüberreste stammen vom Höhlenbären und von einer Art Hyänen, nebst anderen Thieren, die ohne Zweifel als Beute in diese Höhlen geschleppt worden sind. Also Thiere, die jetzt theils dem Norden, theils dem heißesten Süden angehören, lebten damals in einem Lande zusammen und machten diese Höhlen zu ihrem Wohnsitze. Ein Reisender fand allein 180 Bärenschädel hier beisammen liegen, und viele andere wurden noch unter der Tropfsteindecke gefunden. — Auch von fossilen Vögeln hat man Ueber-reste gefunden, unter anderem in Nordamerika in einem Sandsteinbruche eine Menge Fußstapfen von Vögeln, die zum Theil von bedeutender Größe, noch größer als der Strauß, wahrscheinlich Sumpfvögel, gewesen sein müssen.*) *) »Es war einst ein Zeitalter, von dem keine Geschichte der Sterblichen redet. Da goß die Sonne heißere Strahlen auf unsern Continent und wölbte über ihn einen milderen Aether. Liebliche Augen blühten um die Pole, wo jetzt das Eismeer stockt und Alles in ewigem Schnee erstarrt. Im Norden erfüllten balsamische Wälder die Lüfte mit ihrem Aroma, und dort am Rheine erhoben sich auf schlanken

8. Theil 1 - S. 5

1880 - Stuttgart : Heitz
Die ersten Menschen. 5 Durch welche große Veränderungen diese uns jetzt unbekannten Thierarten untergegangen sind, wissen wir freilich nicht. Gewiß aber hat unsere Erde schon vor der sogenannten Süudfluth eine nicht geringe Zahl ungeheuerer Umwälzungen ihrer Oberfläche, Hebungen und Senkungen des Bodens, Gebirgsbildungen und Meeresvertiefungen erfahren. Nur so ist es zu erklären, daß wir jetzt die Knochen jener Thiere zum Theil tief in der Erde, und hier auch selbst Spuren von ganzen. Waldungen finden, an denen wir zum Theil noch die Baumarten und die Lage der Bäume erkennen können. Aber wann diese Veränderungen vorgegangen sind, weist uns keine Geschichte nach, weil das Menschengeschlecht erst in der jetzigen Epoche der Geschichte unserer Erde hinzugekommen ist. Wahrscheinlich ist es, daß zu keiner Zeit das ganze Erdenrund von einer allgemeinen Umwälzung ergriffen wurde, daß zu keiner Zeit die belebte Welt ganz vernichtet wurde. Vor einer Reihe von Jahrtausenden gefiel es Gott, die Erde, auf der bis dahin nur Thiere, zum Theil von riesenmäßiger Größe, gewohnt hatten, mit Menschen zu bevölkern. Wann dies geschehen, ist ungewiß. Man glaubte sonst, vor 6000 Jahren. Allein es finden sich in Aegypten Ueberrefte von Gebäuden aus dem Alterthume, die mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung hinaufreichen, und die Kunst, mit der sie verfertigt sind, läßt vermuthen, daß das Menschengeschlecht damals schon länger als 1000 Jahre erschaffen gewesen sein mag. Stämmen die üppigen Palmen des Indus über die leichten Gebüsche der Pistazien. Unter dem Schatten der Bananen weidete in Deutschland das Elenthier und der Tapir, den jetzt nur Südamerikas Wälder beherbergen. In Deutschlands Flüssen badete sich das Nilpferd, und im Schlamme der Niederlande streckte sich ein riesenmäßiges Krokodil aus. Von den Alpen bis zum weit entlegenen Jenisei zogen Elephantenheerden, untermischt mit pferdeartigen Thieren. Es lagerten in Deutschlands Gauen das Nashorn und der Ur im Farrenkraut und im Schilfe des Bambus. Es erbebte der Boden unter dem Fußtritte des gigantischen Mam-muths und anderer Ungeheuer, die kein menschliches Auge gesehen hat; denn diese Schöpfung war der Herrschaft der Menschen noch entzogen. Auch höchst seltsam geformte Fische, vielgewundene Ammonshörner u. s. w. erfüllten die Meere. Aber Gott winkte; die Welt erschrak; der Erdboden wankte, und die Natur zerstörte wieder ihr Werk. Meere tauschten ihr Gebiet gegen Länder aus, und schonungslos ergriffen die Fluthen das Lebendige. Jetzt irrt der einsame Bergmann mit seinem Grubenlichte in unterirdischen Wäldern umher, sieht erstaunt die einst stolze Geber und Palme versteinert in dem Schooße der Erde, und fördert Ueberrefte unbekannter Ungeheuer ans Licht des heitern Tages."

9. Theil 1 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Alte Geschichte. 2. Periode. Perser. zögerten damit bis zum folgenden Tage; denn sie wußten^ daß Kam-byses den Befehl bereuen würde, weil ihm die Gesellschaft des alten Mannes unentbehrlich war. So geschah es auch. Als er am andern Morgen um den Verlust seines Freundes jammerte, brachten sie den Todtgeglaubten wieder zum Vorschein und erwarteten nun wenigstens einen großen Dank. Wirklich freute sich auch Kambyses sehr, aber die Diener wurden hingerichtet, weil sie ungehorsam gewesen waren. Während er von Aegypten aus einen Zug gegen die Aethio-pier unternahm, auf welchem die Perser solche Hungersnoth litten, daß der zehnte Mann geschlachtet werden mußte, wurde in Aegypten ein Kalb besonderer Art geboren, worüber die Aegypter eine gewaltige Freude hatten. Wenn nämlich ein schwarzes Kalb geboren wurde, welches auf der Stirn einen weißen, dreieckigen Flecken, auf dem Rücken weiße Flecken in Gestalt eines Adlers, am Schwänze zweierlei Haare und auf der Zunge einen Flecken wie ein Käfer hatte, so hielten sie ein solches Thier für ein heiliges Wesen, für ein Unterpfand der Götter, daß sie das Land segnen wollten, und nannten es Apis. Daher war das ganze Land recht herzlich froh und feierte Freudenfeste. Nur Kambyses ergrimmte in seinem Herzen, weil er glaubte, daß man sich über seinen verunglückten Feldzug freue und das Kalb nur zum Vorwande nehme. „Bringt mir," schrie er, „eueru Gott her! Ich will ihn kennen lernen." — Die Priester brachten das Kalb; da zog Kamyses sein Schwert, stach den Apis todt und rief höhnisch: „Ihr Elenden! Also solche Götter habt ihr, von Fleisch und Blut, die man mit Eisen verwunden kann? Der Gott ist euer ganz würdig; aber mich soll man nicht zum Besten haben." — Die Priester standen vor Schreck und Betrübniß still da; er aber befahl, sie noch obendrein auszupeitschen, und verbot bei Lebensstrafe, dem Apis je wieder ein Fest zu feiern. Auch gegen seine eigenen Verwandten wüthete der Unmensch; seinen leiblichen Bruder Smerdis ließ er ermorden, und seine Schwester, die darüber weinte, trat er mit Füßen todt. Einen seiner vertrautesten Diener, Prexaspes, fragte er einst: „Was urtheilen wohl die Perser von mir?" — „Herr," antwortete dieser, „sie loben dich allgemein, nur Eins bedauern sie: daß du -den Wein zu sehr liebst." — „So?" sprach der König, „da glauben sie also wohl, daß mir der Trunk den Verstand raubt? Du sollst gleich selbst davon urtheilen. Sieh, da unten im Vorhofe steht dein Sohn; ich werde ihn ins Herz schießen; treffe ich, so ist es der

10. Theil 1 - S. 198

1880 - Stuttgart : Heitz
198 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. „Höre," sagte er, „ich würde besser regieren, wenn ich dir nicht die besten, sondern die schlechtesten Bürger schicken dürfte." — Alexander freute sich über die verständige Antwort und war mit wenigen Geiseln zufrieden. Dann kam ihm ein anderer indischer Fürst, einer der mächtigsten, Taxiles mit Namen, entgegen. „Wozu, Alexander," redete er ihn an, „wozu haben wir erst nöthig, uns zu bekriegen, wenn du nicht kommst, uns das Wasser und die nöthigsten Lebensbedürfnisse zu nehmen; denn nur darum sollten verständige Menschen sich streiten. Habe ich mehr Geld und Gut als du, so bin ich gern bereit, dir einen Theil davon abzugeben; habe ich dagegen weniger als du, so werde ich mich nicht schämen, von dir etwas anzunehmen." — Alexander hörte mit Vergnügen der vernünftigen Rede zu; endlich schloß er ihn in seine Arme und sagte: „Glaubst du wirklich, daß es zwischen uns so ohne allen Streit abgehen werde? Da irrst du dich. Du sollst nichts vor mir voraus haben und ich werde mich nicht von dir an Großmnth und Freigebigkeit übertreffen lassen." Und nun nahm er zwar die Geschenke an, die ihm der wackere Taxiles mitgebracht hatte, aber er schenkte ihm noch weit bedeutendere und gab ihm noch obendrein 12,000 Thaler gemünzten Geldes, worüber die Macedonier nicht wenig scheel sahen. Ein ander Mal bekam er einen andern mächtigen König in Indien, den Po ros, gefangen, nachdem sich dieser verzweifelt gegen ihn gewehrt hatte. Als der Gefangene vor ihn gebracht wurde, bewunderte er den stattlichen Mann; denn Poros war ein Mann von ausnehmender Größe. „Wie willst du behandelt sein, Poros?" fragte er ihn. Dieser antwortete ihm: „Königlich!" — Alexander fragte weiter: „Verlangst du sonst nichts?" — „Unter dem Worte königlich ist alles Uebrige begriffen," war die Antwort. Wirklich behandelte ihn auch Alexander mit Großmuth; er gab ihm die Freiheit und setzte ihn nicht nur wieder in sein Reich ein, sondern gab ihm noch mehr Land, als er vorher gehabt hatte. Von diesem Poros erzählt man noch, er habe einen merkwürdig zahmen und verständigen Elephanten gehabt von vorzüglicher Größe. Das Thier hatte eine große Liebe für seinen Herrn. So lange dieser noch unverwundet war, lief es mit ihm keck in das Schlachtgetümmel und schlug mit seinem Rüssel wacker um sich herum.- Sobald es aber merkte, daß der König verwundet und durch die vielen Pfeile entkräftet war, zog es sich langsam zurück, ließ sich ganz sanft auf die Kniee nieder, damit sein Herr, wenn er etwa herabfalle,
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